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Perfektionswahn Schultüte | Der Hyperstress in Tütenform

6. Juli 2019
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Die perfekte Schultüte. Bevor ich Mama wurde, konnte ich garnicht erfassen was damit alles einhergeht. Jetzt kenne ich auch den sozialen Druck – der nicht zuletzt selbst gemacht ist. 


Die perfekte Schultüte – der selbstgebastelte Hyperstress

Ich habe wieder etwas länger überlegt, wie ich diesen Blogpost schreiben und formulieren möchte. Ich möchte nichts schlecht reden und auch nicht vorwurfsvoll wirken – und vorallem mich selbst nicht von all diesen Dingen freisprechen, denn auch ich bin da mittendrin. Mitten in diesem sozialen Konstrukt. Eine Mama, die alles so gut wie nur möglich machen möchte, die ihren Kindern einen richtig tollen Tag bescheren will. Ob Geburtstag oder Einschulung – das ist dabei einerlei.

Ich spreche heute bewusst die Mamas an, die sich manchmal zu viele Gedanken machen.

Mama bin ich nun seit 8 1/2 Jahren. Jahre, in denen ich viel durchgemacht, sehr, sehr viel gelernt habe und auch gewachsen bin. Über Kinder, über mich. Über die Gesellschaft, über ihr Frauen- und Mutterbild. Viel zu oft habe ich mich dem gebeugt und munter mitgemacht, sogar selbst andere Frauen dafür verurteilt, dass sie es anders machen (als mein idealisiertes Fantasiebild einer perfekten Mutter, Anm.). Ob nicht-stillen, „zu kurz“ stillen, Kinder „alleine lassen“, Impfen/Nicht Impfen,… Ihr kennt die ganze Palette an Drama, der man als Mama p e r m a n e n t ausgesetzt ist!

Ich will das ganze jetzt nicht auf diese total-theatralische Ebene heben. Heute soll es ja eigentlich um etwas leichtes gehen, beziehungsweise euch – die sich damit etwas schwerer tun – etwas Leichtigkeit wiedergeben. Denn die habe ich mittlerweile tatsächlich gefunden – zumindest in Teilen. Ich habe festgestellt, und das ist für viele – wie mich – ein Lernprozess, dass Perfektion nicht DAS erstrebenswerte Ideal ist.

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Schultüte – in diesem Jahr einfach selbst gekauft.

 

Was zu Schulbeginn wirklich wichtig ist 

Ich sage es nun also geraderaus: Es ist nicht – und ich wiederhole es nochmals – nicht die verdammte Schultüte. Eure Tochter/euer Sohn wird in eine neue Lebensphase eintauchen, hier werden weitere Weichen für die Zukunft gestellt. Neue Freunde, neue Erfahrungen, neues Wissen. Das Kind wird ab jetzt sein eigenes Leben haben. Und das fand ich in der ersten Klasse wirklich interessant – hier beginnt nämlich ganz anschaulich die Abnabelung von den Eltern. Die neuen Freunde, Probleme und Konfliktbewältigung, eigene kleine Dramen, die wir Eltern nicht nachvollziehen können, immer mehr Selbstständigkeit die zur Selbstverständlichkeit wird…

Am Tag der Einschulung feiern wir also ein bisschen das Erwachsenwerden (was ich per se gut finde, oft wird Erwachsensein/werden schlecht geredet). An diesem Tag sollte man das Kind feiern, als wäre es sein Geburtstag. Omas, Opas, liebe Freunde.

Als Mutter hat man an diesen besonderen Tag oft das „Gesamtbild“ im Kopf – zumindest geht es mir so. Eine Festivität steht an, da macht es plötzlich ‚klick‘ und der Eventplannerschalter im Kopf legt sich um. Die Wohnung muss aufgeräumt werden, die große Tischdecke sauber sein, hier ein  bisschen Kleinkramsdeko, dieser und jener besonders luftige und zum Wetter passende Obstkuchen sollte am Tisch stehen. Zusätzlich Muffins mit Toppings natürlich nicht vergessen!

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… und natürlich DIE Schultüte.

Farblich passend zum Ranzen, am besten noch zum Kleid. Und gerade die Schultüte gibt vielen dann den Rest. In meiner Arbeit helfe ich vielen Kundinnen bei der Wahl der Stoffe zur „perfekten Schultüte“. Ich erkenne das bereits am Blick wenn jemand den Laden betritt. Oft mit Kind dabei, welches sich Stoffe aussuchen soll. Aber bitte nur passende – grün mit pink und Glitzerband geht nämlich gar nicht, passt nämlich nicht zum lila Ranzen. Das Bild von Pinterest ist auch am Handy abgespeichert.

Da wären wir dann also. Dabei ein perfektes Bild für die Mutter zu kreieren und nicht fürs Kind. Darum geht es nämlich nur vermeintlich. Eigentlich wird hier nur das Idealbild im Kopf bedient, das große perfekte Gesamtbild für die schönen Fotos. Natürlich will man alles ganz besonders machen. Ein unvergesslicher Moment eben. Wer will das nicht? Ich ertappe mich jedenfalls viel zu oft dabei. 

Aber glaubt mir, am allerallerschönsten wird es, wenn die Mama diesen Tag ganz entspannt miterlebt. Das Kind ist vor Schulbeginn aufgeregt genug – das letzte was es braucht, ist eine Mama die die Nerven wegen einer schnöden Schultüte verliert.

In diesem Jahr gibt es bei uns eine gekaufte Schutüte – tatsächlich passend zum Ranzen. Ausgesucht habe ich das nämlich direkt bei ergobag*, Kletties drauf, fertig. Befüllen muss ich sie ja ohnehin selbst 😉
Aber im Ernst – und ich sage das also DIY Mom, die wirklich viel selbst macht – es ist mir den Stress nicht wert.

Ich habe gelernt, ‚Nein‘ zu sagen, wenn es mir zu viel wird. Und zusätzlich zum Inhalt, der Organisation selbst (unsere Gäste fliegen ja aus Österreich ein), Essen und Co für den Tag… auch noch die Schultüte an sich basteln oder nähen – da steige ich diesmal wirklich aus. Und dazu steh‘ ich auch. Ich will in diesem Jahr ein schönes Foto von mir und den Kids – wo ich auch endlich mal selbst drauf bin.

Kommt nicht in die Tüte

Bei den Geschenken habe ich ja bereits Erfahrung – die Große kommt immerhin bereits in die 3. Klasse. Der beste Tipp ist: Übertreibt es nicht, die Kinder sind damit einfach überfordert. Man kennt es  ja von Bergen an Geburtstagsgeschenken… Die ersten zwei werden mit Freude ausgepackt, ab spätestens dem vierten nur noch aufgerissen. Wie bereits erwähnt, ist das ganze Drumherum ohnehin schon wahnsinnig aufregend. Hier unsere kleine Liste für diejenigen, die noch etwas unsicher sind und nicht so genau wissen, was denn so in die Tüte kommt:

  • niedlicher Anhänger für den Ranzen
  • hübscher Radiergummi
  • Kaugummi plus ein paar andere Naschis
  • FlikFlak Uhr (oder andere analoge Uhr, extrem sinnvolles Geschenk!)
  • Haarbänder oder Spangen
  • Büchlein oder Notizblock
  • Geldbörse (meine hat bereits eine zur Vorschule bekommen)

Ich empfinde das als völlig ausreichend. Insbesondere die Uhr möchte ich aber als Einschulungsgeschenk – oder kurz darauf – ans Herz legen. In der ersten Klasse lernen die Kinder hauptsächlich Selbstorganisation. Die Uhrzeit zu kennen, gehört dazu. Mir ist es auch sehr wichtig, dass meine Kinder die analoge Uhr sicher lesen können (die kleine Tochter lernt diese noch) bevor sie irgendwann eine analoge bekommen oder die Uhrzeit am Handy ablesen. Ich war überrascht, dass doch einige Kinder in der Klasse meiner Tochter die Uhr nicht korrekt lesen können/konnten.
Ob man nun mit dem Bus in die Schule fährt oder sich in einer Stunde mit der Freundin am Spielplatz verabredet. Zeit ist nunmal ein ständiger Begleiter, und diese selbst im Blick zu haben eine gute Sache.

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Habt einen tollen Tag!

Ich hoffe, ihr versteht was ich mit diesem Blogpost sagen möchte. Entspannt euch ein wenig, liebe Mamas. Ich weiß, und das sehr gut, dass das nicht immer einfach ist. Dieses Loslassen.

Der Tag wird ohnehin einfach unvergesslich! Es wird wunderschön, jeder bekommt etwas leckeres zu Essen (und selbst wenn ihr einfach eine Pizza bestellt, weil das Kind sich das wünscht – so what?!). Es kommt nicht darauf an, dass alles „perfekt“ ist. Das Miteinander ist das, was zählt. Ein glückliches Kind ist, was zählt. Eltern, die ihren Emotionen freien Lauf lassen können, weil sie so gerührt sind, zählen (also Taschentücher einpacken ;)).

Ob ihr die Schultüte nun fertig kauft, wie ich, die Oma die Bastelei übernimmt, ihr in einem Laden bestellt oder doch völlig entspannt selbst näht, weil euch das einfach wirklich wichtig ist… Es ist vollkommen einerlei. Hauptsache ihr fühlt euch damit wohl. Und da bitte ich euch wirklich, in euch hineinzuhören, womit ihr euch eigentlich in Wahrheit wirklich wohl fühlt.

Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf viele schöne Einschulungsfotos auf Instagram und Facebook! Vielleicht teile ich auch ein paar wenn es  soweit ist.

Eure Bernadette


Links:

Schultüte: ergobag
FlikFlak Uhr: ergobag
Unser Ranzen: cubo light von ergobag
Brustbeutel: ergobag

Schultüte und Uhr in Kooperation mit ergobag – aber auch ohne diese Kooperation hätte ich es exakt so gemacht. Und das ist genau richtig so – für uns.

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Kommentare

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1 Comment

  • Reply Frauke 29. September 2019 at 19:26

    Heute entdeckte ich deine Blog, als ich bei Bernina die schönen Herbstblätter bewunderte.
    SO einfach und gelungen ohne viel schnick schnack!
    Es gibt Dinge die man nie vergißt, und da kommt es nicht darauf an ob die Schultüte selbst gebastelt ist oder einfach eine schöne gekaufte wie sie eben gerade In ist.
    Du hast Recht das erste mal in eine Klasse gehen mit allen Kindern, auch wenn man sich kennt vom Kindergarten, dass war für meinen jetzt großen Enkel zuviel nach der Feier im Gemeindehaus.
    Meine Tochter hati hn einfach begeleitet und ihm gezeigt, so schlimm ist es nicht.
    Ein offenes Ohr haben wenn es mal nicht so gut läuft, unterstützen und einfach da sein und halt geben, das brauchen Kinder.

    Als ich Kind war, hing meine Schultüte an einem Zuckertütenbaum im Keller.
    Ich bekam sie erst nach der Einschulung zuhause, da es viel Kinder gab, die keine Zuckertüte hate und meine Mutter nicht wollte, dass ich auffiel.
    nannten sie früher Zuckertüte, wei es darin Süßigkeiten gab, die es sonst nie gab!
    An dem Baum hing dann auch noch die Schwammdose und der Griffelkasten und der Tafelschoner mit der Schiefertafel.
    Den Lederranzen trug ich vier Jahre, später wurde es die Brottasche meines Vater.
    Es war wie in der Hasenschule , so sah meine einklassige Volksschule aus.
    Alle Kinder von der 1.-9. Schuljahr in einem Raum an den schönen alten Schulpulten von einem lehrer unterrichtet.
    Und es war viel zeit zum Spielen in der pause auf dem Schulhof.
    Es war nicht alles optimal nur es war für uns gut so.

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